Drei Fragen an Holger Brechtelsbauer, Senior Product-manager Vakuumhebetechnik HEGLA
Senior Productmanager Vakuumhebetechnik Holger Brechtelsbauer teilt sein Knowhow und beantwortet drei Fragen rund um das Thema Handlingsysteme.
Effizienzsteigerungen, mehr Automation und benutzerfreundliche Prozesse sind die Dauerthemen der Glas verarbeitenden Industrie. Welchen Beitrag können Vakuumhebegeräte hier leisten? Welche Überlegungen empfehlen Sie im Vorfeld?
Bei den modernen Bearbeitungsanlagen sind die Nebenzeiten bereits für höchste Effizienz und Wirtschaftlichkeit optimiert. Damit das vollständige Potential der Anlagen genutzt werden kann, lohnt sich bei einer Investition oder Reorganisation ein frühzeitiger Blick auf die Gesamtabläufe und Abhängigkeiten auch beim Handling. Die Herangehensweise ist dabei ähnlich mit anderen Industriezweigen: Zunächst betrachten wir gemeinsam mit dem Kunden, was eine Anlage unter besten Bedingungen leisten kann. Dann stellen wir für das Handling gegenüber, welche Scheibenformate bearbeitet werden sollen und welche Gewichte daraus resultieren. Erfahrungsgemäß weichen einige Anlagenbetreiber ungern von den maximalen Größen ab und sind geneigt, das gesamte Spektrum mit großer und dann überdimensionierter Vakuumhebetechnik abzudecken. Auswertungen belegen jedoch, dass im Tagesgeschäft in aller Regel die kleinen Glaseinheiten dominieren. Das Ziel sollte daher sein, eben diese 85 bis 90 Prozent der Scheiben zügig auf die Anlage oder wieder zurück auf das Glasgestell zu bringen. Genau passend zu diesem Bedarf können die Hebegeräte dann ausgewählt werden, so dass sie für diese Aufgaben ergonomisch optimal integriert und nicht überdimensioniert sind. In Kombination beispielsweise mit einer passenden Leichtüberkranung wird so der Grundstein gelegt, um den möglichen Taktzeiten der Anlagen gerecht zu werden. Die restlichen fünf bis zehn Prozent der großen Scheiben bleiben bei dieser Auslegung dennoch nicht unberücksichtigt. Oft steht ein Hallenkran zur Verfügung, in den ein zusätzliches Hebegerät für die schweren Einheiten eingesetzt werden kann. Alternativ ist es möglich, Leichtüberkranungen mit mehreren Kranbrücken auszulegen. In jedem Fall zahlt es sich aus, eine Bearbeitungsanlage um eine angepasste Vakuumhebetechnik zu ergänzen.
In der Glasindustrie hat man es mit immer schwereren und größeren Scheiben zu tun, die Maschinenbediener nicht selten vor Herausforderungen stellen. Was gilt es bei der Wahl eines Handling-Gerätes im Hinblick auf Sicherheit und Bedienerfreundlichkeit zu beachten?
Die Sicherheit des Bedieners steht bei der Wahl eines Vakuumhebegerätes klar an erster Stelle und ist nicht verhandelbar. Zusätzlich sollte die ergonomische Funktionalität dem Mitarbeiter zu jedem Zeitpunkt darin bestätigen, vollkommen sicher und flexibel mit dem Handlinggerät unterwegs zu sein. Laut Lastenhandhabungsverordnung beginnen schwere Scheiben ab 15-20kg. Die dafür vorgesehenen Handling-Geräte sind üblicherweise in einem Leichtkransystem manuell verfahrbar und geben Halt. Die Lastführung des Sauggeräts hat hier einen wesentlichen Einfluss auf die Ergonomie und den Bedienkomfort. Aktuell ist ein Trend in Richtung der säulengeführten Vakuumhebetechnik zu erkennen, bei der eine verwindungssteife Aluminiumsäule für hohe Bewegungsstabilität, Lastführung, Positioniergenauigkeit und hohen Schutz des Mitarbeiters sorgt.
Wo sehen Sie den zukünftigen Anspruch an Handling-Geräte im Hinblick auf eine immer digitaler werdende automatisierte Produktion?
Eines vorweg: Klassische Handling-Geräte und seine Bediener werden auch in immer digitaler werdenden und auf Automation ausgerichteten Produktionen ihre Daseinsberechtigung halten. Sicherlich wird es zunehmend Anwendungsfälle geben in denen alternativ Roboter eingesetzt werden könnten, um den Automatisationsgrad weiter anzuheben. Da Glasgewichte und Formate jedoch immer höher und zugleich vielfältiger werden, sind hier Grenzen zu erkennen. Auch sehen wir vermehrt Übergabestationen mit Shuttles und selbstfahrenden Systemen zwischen den verschiedenen Bearbeitungsstationen. In Bestandsgebäuden ist dies jedoch oft schon aus Platzgründen nicht realisierbar. Daher kann ich mir Zwischenschritte der Digitalisierung vorstellen. Durch Scannen von Lasermarkierungen oder Etiketten werden die einzelnen Scheiben sowie Gestelle erfasst. Das Handling-Gerät wird dann als direktes und entscheidendes Bindeglied mit in die Kommunikation integriert und trägt so zu einer ganzheitlichen Übersicht sowie dynamischen und flexibel anpassbaren Gesamtabläufen bei.
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