Das neue Bewusstsein für Vogelschutz
Gefahr erkannt – Maßnahmen möglich: Der Aufprall mit Glas gehört zu den häufigsten unnatürlichen Todesursachen für Vögel. Doch während die Gefahrenquelle der transparenten und reflektierenden Oberfläche schon über Jahrzehnte identifiziert ist, hat das Thema erst in den letzten drei Jahren Einzug in eine breite öffentliche Diskussion gefunden.
Wieso der Vogelschutz inzwischen relevant ist, hat uns Dr. Thomas Rainer von der HEGLA boraident beantwortet, der bereits seit 1995 an verschiedensten Schutzlösungen beteiligt war.
Das Vogelschutzglas erhält mehr Aufmerksamkeit denn je zuvor. Wie schätzen Sie die aktuelle Diskussion ein?
T. Rainer: Das Vogelschutzglas hat sein Nischendasein verlassen und etabliert sich immer mehr zum Standardprodukt. Dies ist eine erfreuliche Situation, denn allein in Deutschland sterben nach Schätzungen der Umweltverbände bis zu 100 Millionen Vögel im Jahr durch Kollision mit Glas, sei es an Bürohäusern, Bushaltestellen oder Panoramascheiben. Das Vogelschutzglas hat die Nische auch in anderer Hinsicht verlassen: Die verschiedenen Möglichkeiten sind nicht nur im Bewusstsein der Branche angekommen, sondern auch bei den Endverbrauchern, so dass auch hier eine positive Veränderung zu spüren ist.
Was sind die Gründe für diese neue Relevanz des Vogelschutzglases?
T. Rainer: Es gibt nicht den einen klar erkennbaren Grund für die Veränderung. Ein möglicher Aspekt wird sein, dass sich die Wertschätzung der Natur insgesamt in der Gesellschaft und damit auch das öffentliche Bewusstsein verändert hat. Mit der ebenfalls zunehmenden Diskussionen um das Klima und die Umwelt haben auch die Schutzmöglichkeiten am Glas mehr Aufmerksamkeit erhalten. Hinzu kommt, dass in verschiedene Staaten Gesetze zum Schutz der Vögel erlassen wurden, die der Problematik eine höhere Verbindlichkeit geben. Kanada und die USA sind hier an erster Stelle zu nennen. Die Länder haben Regelungen eingeführt und so den Druck auf die Fassadenhersteller erhöht, entsprechende Lösungen zu liefern.
Die Gesetzgebung in den USA hat in der weltweiten Glasbranche und im Tierschutz Aufmerksamkeit erzeugt. Wie schätzen Sie die Entwicklung in anderen Ländern ein?
T. Rainer: Eine Gesetzgebung und Regelungen zum Tierschutz gibt es in vielen Ländern und so wäre es beispielsweise auch in Deutschland möglich, aus dem Bundesnaturschutzgesetz einen rechtlichen Schutz der Vögel abzuleiten. Doch diese Regelungen sind wie in anderen Staaten für eine verbindliche Auslegung zu dem Thema zu schwach, so dass es sich hierbei mehr um eine Empfehlung ohne konkrete Vorgabe handelt. Dieser Aufgabenstellung hat sich auch der Bundesverband Flachglas angenommen und einen Arbeitskreis zum Thema Vogelschutz ins Leben gerufen. Insbesondere das Fehlen von normativen Vorgaben führt zu Verunsicherungen bei der Planung neuer Gebäude. In anderen Ländern ist die Situation teilweise schon eine andere und auch die Glasproduzenten sind schon weiter als die lokale Gesetzgebung. So hat sich die American Bird Conservancy (ABC) in den USA und Kanada etabliert und zertifiziert Gläser als Vogelschutzglas im Sinne der amerikanischen bzw. kanadischen Gesetzgebung, in Europa existieren auch Möglichkeiten, im sogenannten Flugtunnel-Test Maßnahmen zur Verhinderung des Vogelschlages zu erproben. Selbst ohne die wünschenswerte Gesetzgebung gibt es somit schon rein praktisch verschiedene Optionen, die Wirksamkeit eines Glases nachzuweisen und den Vogelschutz zu verbessern.
Wie wirkt sich das auf den Markt für Vogelschutzglas aus oder hat auch dieser einen eigenen Einfluss?
T. Rainer: Mit der höheren Nachfrage ist das Angebot an Lösungen größer geworden. Einige Anbieter setzen auf Folien, andere auf Siebdruck und wir als HEGLA boraident auf Laserdruck auf der Außenseite von Architekturglasprodukten. Insgesamt haben alle Varianten dazu geführt, dass Glas mit Vogelschutzwirkung mehr Aufmerksamkeit im Markt erhalten hat und der Kunde aus verschiedenen Alternativen wählen kann. Zusätzlich haben auch die Architekten und Bauherrn ihren Einfluss: Vor allem bei öffentlich Gebäuden wird Wert auf das Thema Vermeidung von Vogelschlag gelegt. Und bei den privaten Immobilienbesitzern ist das Thema zumindest bei großflächigen Fenstern ebenso in den Abwägungen angekommen. Einen Effekt erleben wir auch bei repräsentativen Bauten und Geschäften mit Glasfassade: Gegenüber den Kunden ist es nicht mehr zeit- und markengemäß, wenn verendete Vögel vor dem Gebäude zu finden sind.
Sie sprachen von verschiedenen Verfahren – gibt es etwas, dass bei der Entscheidung für ein Vogelschutzglas beachtet werden sollte?
T. Rainer: Die Schutzfunktion sollte von möglichst vielen Singvogelarten bis hin zu Tauben als unnatürlich wahrgenommen werden und eine dem Glasprodukt entsprechende Lebensdauer besitzen. Beim birdfriendly Glas der HEGLA boraident sind dies angepasst auf die Scheibe und die Beschichtung im Regelfall semi-transparente Punkte mit einem Durchmesser von 5 bis 9mm in einem Abstand von 50 bis 100mm. Für die maximale Wirksamkeit und um für den Vogel täuschend echte Reflektionen von natürlichen Elementen wie Bäumen und Sträuchern in der Glasscheibe zu verhindern, drucken wir das Muster ausschließlich auf die Außenseite des Architekturglasproduktes, welche aus Floatglas, ESG oder VSG bestehen kann. Zusätzlich haben wir die optischen Eigenschaften der Aufdrucke so entwickelt, dass mit einer veränderten Lichtstreuung der anfliegende Vogel gewarnt wird.
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